Sie will erklärtermaßen die Kanzlerin aller Deutschen werden. Ihre Partei legt großen Wert auf Patriotismus. Doch ausgerechnet um Alice Weidels Lebensmittelpunkt gibt es immer wieder Verwirrung.
Offiziell gemeldet ist die 46-Jährige in Überlingen am Bodensee. Ihre Eltern zogen vor mehr als 20 Jahren aus NRW nach Baden-Württemberg. Hier im Bodenseekreis hat die AfD-Co-Chefin auch ihren Bundestagswahlkreis, will das Direktmandat gewinnen.
Doch nach ihrer Verwurzelung im Wahlkreis befragt, reagiert Weidel in der ZDF-Doku „Alice Weidel – ein Porträt“ (19.02., 22.40 Uhr im ZDF) äußerst dünnhäutig.
Weidel betont darin zwar, „Überlingen ist auch mein Zuhause“, kann allerdings nicht sagen, wie viele Menschen im Wahlkreis leben. Und sie weicht aus, als sie gefragt wird, wie oft sie im vergangenen Jahr dort übernachtet habe.
„Sie fragen andere Politiker ja auch nicht, wie oft sie zu Hause übernachten“, so Alice Weidel schließlich in dem Film und bricht das Gespräch ab.
Warum macht Weidel so ein Geheimnis um ihren Lebensmittelpunkt?
Fakt ist: Die Politikerin ist seit 2009 mit der Filmproduzentin Sarah Bossard (43) zusammen. Inzwischen sind beide verheiratet, haben zwei Söhne. Bossard ist Schweizerin, lebt in Einsiedeln im Kanton Schwyz – gemeinsam mit Alice Weidel.
Bekannt ist, dass die Familie Ende 2018 dorthin umzog. Der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ) sagte Weidel unlängst: „Hier kann ich Kraft tanken, in Berlin bekomme ich extrem viel ab.“
Es spricht einiges dafür, dass Weidels Wohnsitz in Überlingen am Bodensee lediglich eine Pro-Forma-Meldeadresse ist: Etwa, dass ein BILD-Reporter dort niemanden antraf, der Weidel je gesehen hat oder sie gar kennt.
Mag Fragen über ihren Wohnort nicht: AfD-Co-Chefin Alice Weidel
Für einen Lebensmittelpunkt in der Schweiz spricht auch die Begründung, die sie im BILD-Wahltalk gab: „Aber wissen Sie, ich kann mich leider in Deutschland nicht mehr frei bewegen, aufgrund des ganzen Hasses und Hetze gegen meine Person und auch gegen die Partei. Ich habe eine sehr hohe Gefährdungsstufe und ich kann noch nicht mal einkaufen gehen.“
Ihre Steuern zahlt Weidel trotzdem in Deutschland. Im RTL-Wahltalk hatte Moderator Günther Jauch danach gefragt.
Auf Weidels Bundestagskandidatur hat der Wohnsitz allerdings keinen Einfluss.
Das Wahlgesetz schreibt lediglich vor, dass „Wahlbewerber für den Bundestag kandidieren können, wenn sie die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, das 18. Lebensjahr vollendet haben, nicht infolge Richterspruchs vom Wahlrecht ausgeschlossen sind oder durch Richterspruch die Wählbarkeit oder die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter nicht besitzen.“ Die Sesshaftigkeit im Wahlgebiet ist keine Wählbarkeitsvoraussetzung.